Es ist also sehr wichtig für dich, die Kosten niedrig zu halten?
Ja, aber es ist nicht einfach: Die Dieselkosten steigen, die Lohnunternehmer nehmen mehr. Der Rapsanbau ist zurück gegangen, durch die Düngeverordnung wird der Anbau schwerer und somit wird der Raps auch teurer.
Unser Fütterungsberater vom Betriebswirtschaftlichen Arbeitskreis war erst kürzlich da, er hilft mir, die ganzen Einnahmen gegen die Ausgaben zu rechnen und kann mir genau sagen, was ich brauche, um einen Liter Milch zu produzieren. Er meinte, dass der Milchpreis zwar in den letzten Jahren bis auf Ausnahmen stabil geblieben ist, aber die Produktionskosten jährlich um einen Cent steigen. Nicht nur wir, auch andere Betriebe mit Vieh müssen Futter zukaufen. Zum Glück habe ich voriges Jahr im Februar zu einem guten Preis für das ganze Jahr einen Vertrag abgeschlossen, vierundzwanzig Euro für hundert Kilo. Jetzt habe ich erfahren, dass die Preise auf fünfunddreißig Euro gestiegen sind.
Was ist deine Motivation, den Betrieb weiterzuführen?
Dass ich mein eigener Chef bin! Ich bin von klein auf gewohnt, Entscheidungen zu treffen. Es würde mir wahnsinnig schwer fallen, mir jeden Tag von jemandem sagen zu lassen, was ich zu tun hätte. Außerdem frühstücke ich jeden Tag mit der Familie, das können andere nur Sonntags. Wer kann sich das erlauben? Ich hätte keine Lust, mir ein geschmiertes Brot mit an die Arbeit zu nehmen. Wir können hier sitzen, uns unterhalten, gemeinsam in Ruhe frühstücken.
Hast du dir Sorgen gemacht, eine Frau zu finden, die dich begleitet?
Sorgen habe ich mir keine gemacht, aber dass man bei Frauen nicht ganz so gut landet, wenn man Landwirt ist, habe ich schon erfahren. Natürlich gibt es ein paar, die daran Interesse haben. Aber mit Anfang zwanzig war klar, dass das für die Meisten ein Ausschlusskriterium war. Die Arbeit schreckt vielleicht doch ab, weil man weiß, dass es auch am Wochenende zu tun gibt.
Es kann mir keiner erzählen, dass es mit einer Partnerin klappt, die nicht hilft. Auch wenn sie ihrer eigenen Arbeit nachgeht, so wie meine Freundin. Manchmal braucht man jede Hand. Wenn ich meine Arbeitsspitzen habe, in der Erntezeit zum Beispiel, würde ich es nicht gut finden, wenn sie rum säße und ein Buch liest oder so. Da würden sich negative Gefühle zusammenbrauen. Eine Partnerschaft funktioniert nur, wenn sie mit anfasst.
Gibt es in deinem Umfeld Leute, die dich überzeugen wollen auf Bio umzustellen?
Wir leben hier auf dem Land, viele haben noch den landwirtschaftlichen Hintergrund, da will mich keiner bekehren. Ich habe nichts gegen Bio und bin der Meinung, wenn das zu einem Betrieb und dem Betriebsleiter passt, dann ist es gut. Es gibt Biobetriebe, die haben das gut drauf, dagegen sage ich nichts. Aber wenn das einer nur mit halbem Engagement macht und mehr Unkraut auf dem Feld wächst, als Ernte, das gefällt mir nicht. Das sehen viele so: Lieber einen vernünftigen Schlag mit guter Frucht drauf stehen sehen, als wenn alles nur verunkrautet und verwuchert.
In meiner Erinnerung gab es früher mehr Blumen und Gräser an den Feldrändern als heute. Wieso hat sich das verändert?
Es ist schon schön, wenn der Feldrand blüht, aber wenn es ins Feld kommt, ist es problematisch. Wenn zum Beispiel in der Blühmischung Raps ist, kommt es vor, dass Käfer und Ungeziefer ins Feld kommen, deshalb muss man aufpassen, welche Zwischenfruchtmischung man säht. Sonst hat man am Ende mehr Aufwand, weil man sich um den Pflanzenschutz kümmern muss. Ich will meine Flächen schon sauber haben. Also muss ich zusehen, dass die Feldränder nicht wild sind. Weil ich die Flächen alle für mein Futter benötige, baue ich keine Blühstreifen an sondern nur Zwischenfrüchte, die dann vom Spätsommer bis in den Winter zum blühen kommen. Beim Karneval habe ich mich übrigens mal als Biene verkleidet und Blühmischungen verteilt. Das war lustig!
Schaust du optimistisch in die Zukunft?
Wir haben in den letzten Jahren viel investiert. Das heißt ja, dass ich gut gewirtschaftet habe und richtige Entscheidungen getroffen habe, sonst könnte ich mir das gar nicht leisten.
Das einzige, was mich nervös macht, sind die politischen Entscheidungen. Es gibt ja engagierte Landwirte, die unsere Ansichten vertreten. Man kann nicht stillschweigend alles mit sich machen lassen, andererseits werden die Entscheidungen trotzdem getroffen. Es wird viel auf die Beine gestellt, die ganzen Demos in Bonn und Berlin, aber es kommt nichts darüber in den Nachrichten. Am Anfang habe ich schon gehofft, dass die Demonstrationen etwas bringen, aber inzwischen bin ich nicht mehr so zuversichtlich. Vielleicht wird die Entwicklung verzögert, aber ganz sicher nicht aufgehoben. Es ist einfach zum Kotzen.
Wenn ich die Kosten im Griff behalte, glaube ich, dass ich weiterhin von der Landwirtschaft leben kann. Es gibt in Deutschland hohe Anforderungen an uns Landwirte. Unsere Kosten werden dadurch in die Höhe getrieben. Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir auf dem europäischen und sogar auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben müssen.