Andreas Rompf

Das mit den Hühnern ist schon richtig schön so.

Der Hof Ertzelsbach ist schon lange in Familienbesitz, unsere älteste Scheune ist von 1836. Mein Vater konnte sich noch an Teile der Familiengeschichte erinnern, er ist aber letztes Jahr verstorben. Leider fällt einem zu spät ein, dass man nachfragen könnte, wie alles war.

Damals war das jedenfalls der größte und modernste Stall in Berndshausen. Ein Anbindestall, lichtdurchflutet und gut durchlüftet, für um die fünfundzwanzig Kühe auf der einen und die Rinder auf der anderen Seite. Zeitweise gab es noch zwei Pferde und den Bullen. Mein Opa ist früh gestorben, da war mein Vater siebzehn. Mein Onkel war vierundzwanzig, er hat den Hof übernommen. 1995 sind die Tiere alle weggekommen, er hat extensiviert und ist arbeiten gegangen.

Mein Vater war Diplom-Agraringenieur und in einem Landhandel angestellt. Als auch mein Onkel jung gestorben ist, hat mein Vater gesagt, er fährt noch die Ernte des Jahres ein und verpachtet den Hof dann. Er ist mit Leib und Seele Landwirt gewesen und aus dem einen Jahr wurden dann immer mehr.

Ich habe den Hof mit achtzehn übernommen. Mit siebzehn habe ich die Ausbildung angefangen, mit zwanzig war ich fertig. Danach habe ich den Techniker gemacht. Nach dem Techniker habe ich ein halbes Jahr im Außendienst bei einer Saatgutfirma gearbeitet. Das hat mir ganz gut gefallen, war aber schwierig, weil es eine neue Firma war und ich ein junger Kerl. Es war nicht einfach, Saatgut an die Landwirte zu verkaufen. Die kennen ihre Firmen und Sorten und waren nicht leicht zu überzeugen, etwas Neues zu probieren. Jetzt bin ich auf einem Biobetrieb angestellt und arbeite dort einundzwanzig Stunden die Woche, der Hof schickt noch nicht, um davon zu leben. Wir bewirtschaften gut zweiundzwanzig Hektar, im November 2017 haben wir das erste Hühnermobil bekommen, jetzt wollen wir das zweite anschaffen. Außerdem machen wir noch Kartoffeln und etwas Gemüse.

Ramona, kommst du auch aus einer Bauernfamilie, so dass es für dich selbstverständlich ist, auf dem Hof zu helfen?

Ich hatte nie mit der Landwirtschaft zu tun. Also klar, meine Großeltern hatten ganz früher etwas Land. Das Interesse war immer da, aber durch Andreas bin ich erst zur Landwirtschaft gekommen, wir sind jetzt fast sieben Jahre zusammen. Ich habe Schlepperfahren gelernt und vieles andere. Und auch das mit den Tieren ist einfach schön! Mittlerweile haben wir Kamerunschafe.

Andreas Als Hühnersecurity.

Ramona Es macht wirklich Spaß, ich bin sehr viel hier und helfe mit. Es passt gut mit meiner Arbeitsstelle in Frielendorf zusammen.

Andreas Für mich stand schon immer fest, dass ich den Hof weiterführen würde. Der Vater und auch meine Mutter wollten das nicht, aber ich wollte nichts anderes machen. Ich half am Wochenende schon als Kind immer mit, als ich dann den Mopedführerschein hatte täglich.

Was baut ihr denn auf den Feldern an?

Vor vier Jahren haben wir mit Kartoffeln angefangen. Damals habe ich meinen Vater noch für verrückt gehalten, aber jetzt machen wir gut 3.500 Quadratmeter Kartoffeln. Das war nicht einfach, weil man Spezialmaschinen braucht, die wir nicht hatten. Es ist viel Arbeit, mit dem Roden, Sortieren und auch der Vermarktung. Wir haben uns ein bisschen durchgewurschtelt, seit diesem Jahr haben wir die Technik selber, die Vermarktung läuft. Es war ein Vorteil, dass uns die Kunden durch die Eiervermarktung schon kannten. Kohl haben wir auch ausprobiert, der ist aber sehr anfällig für Insekten. Dieses Jahr wollen wir mal Insektenfließ ausprobieren und andere Pflanzen dazwischen setzten. Ich habe letztes Jahr zwei Mal mit der Handspritze gespritzt und es war trotzdem nicht ausreichend. Eigentlich wollen wir ja gerade bei Gemüse nicht spritzen, bei Kürbis und so machen wir das auch nicht, da gehen wir mit der Handhacke durch. Ein bisschen Mehltau können wir auch tolerieren. Außerdem bauen wir noch verschiedene Getreidesorten an, wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Ackerbohne und Raps.

Ihr seid also kein Biobetrieb?

Nein, wir bauen nicht biologisch an. Ich will aus beiden Richtungen das Gute rausziehen. Gestern habe ich mit der Rollhacke gearbeitet, um den Boden zu belüften und die Bestockung anzuregen. Ich will beides zusammen bringen. Ich nehme gesunde Sorten und nutze organischen Dünger, den ich zukaufe. Das Hühnermobil ist das beste Beispiel: Kleine Gruppen, aber konventionell. Wobei die Besatzdichte in dem Stall um 115 Hühner höher ist, als in bio. Das bringt mir mehr Vorteile als Nachteile. Konventionell dürfen in dem Stall 345, bio 230 gehalten werden. Der begrenzende Faktor ist die Futterkette, nicht der Platz. Da aber nicht immer alle Hühner gleichzeitig fressen, würden eigentlich noch mehr reinpassen.

Wieso willst du nicht auf Bio umstellen?

Wegen des Preises. Die Legehenne kostet ein gutes Drittel mehr, das Futter ist fast doppelt so teuer, der Hennenplatz ist natürlich auch teurer. Der Mobilstall kostet ca. 48.000€, das geteilt durch die Anzahl der Hühner. Wir verkaufen das L-Ei für 33 Cent, für bio bräuchten wir mindestens 45 Cent. Das bezahlt mir hier keiner, dafür sind wir zu ländlich. Wir machen das ja auch nicht nur, weil es Spaß macht, es muss schon ein bisschen was hängen bleiben und für uns rechnet es sich konventionell besser. Ich kenne sogar ein paar Betriebe, die stellen von bio wieder auf konventionell um.

Eure Hühner bekommen gar keinen Nachwuchs, oder kommt es mal vor, dass ein Ei ausgebrütet wird?

Jein. Wir hatten jetzt eine Kundin, die hat unsere Eier ausbrüten lassen. Von zwölf waren zehn befruchtet und davon gab es acht oder neun Küken. Wir haben acht Hähne dabei. Ab und zu mal haben wir eine Glucke da sitzen. Aber es sind ja alles Hybridhühner, miteinander gekreuzte Legerassen. Die Züchtung spaltet sich dann auf. Die Legehenne ist komplett aufs Eierlegen gezüchtet. Dann gibt es noch eine andere Rasse, die Brust ansetzt, das Masthähnchen. Und dann gibt es noch das Zweinutzungshuhn, da ist die Züchtung aber noch nicht so weit. Das kann sowohl das eine als auch das andere noch nicht ganz so gut. Wir könnten diese Rasse nicht nehmen, weil unsere Kunden die L-Eier bevorzugen, die Zweinutzungshühner aber eher S-Eier legen und noch dazu viel weniger.

Wir wollen jetzt in das „Mein Bruderhahn“ Konzept mit einsteigen. Ich habe Interesse daran, den alten Schweinestall umzubauen und dort die Bruderhähne aufzuziehen. Das kann ich mir gut vorstellen.

Erklärst du mir das mit dem Bruderhahn Konzept?

In Deutschland gibt es gut 45 Millionen Legehennen. Also werden jährlich 90 Millionen Küken geboren, die Hälfte davon sind männlich. Sie werden nicht geschreddert, wie immer gesagt wird, das wird seit Jahren in Deutschland nicht mehr durchgeführt, aber das Wort hat sich festgesetzt. Sie werden vergast und gehen als Tiernahrung an Zoohandlungen, Falknereien und so weiter. Das Töten ist bald gesetzlich verbotenAb Ende 2021 ist das Kükentöten verboten. Deutschland ist das erste Land, das diese Praxis verbietet. Mehr Informationen finden Sie hier. und man braucht Alternativen, so ist die Bruderhahn-Initiative entstanden.

Die Bruderhähne werden zwischen sechzehn und achtzehn Wochen aufgezogen und dann geschlachtet. Man kauft im Gegenzug die fertigen Produkte, wie Currywurst, Bolognese, Hühnersuppe im Glas, die wir dann mit unseren Eiern vermarkten können.

Über das "Mein Bruderhahn" Konzept geht es so, dass wir für jede Henne einen Hahn nehmen. Ich müsste also 345 Bruderhähne abnehmen und kann bei meinem bisherigen Junghennenaufzüchter bleiben. Dann kaufe ich mich bei "Mein Bruderhahn" ein und kaufe dort die fertigen Produkte, fünf bis sechs Gläser pro Tier. Man muss nicht auf einmal zweitausend Gläser abnehmen, sondern kann nachkaufen. Wenn ich es nicht schaffe, die Gläser zu vermarkten, kann ich mich freikaufen mit einem Art Zertifikat.

Man kann sich natürlich streiten, wie sinnvoll das ist. Es geht viel Futter rein für wenig Output, weil diese Rasse halt nichts ansetzt. Es ist alles so ein Für und Wieder. Ich hoffe, dass die Zweinutzungsrassen bald so weit sind. Alte Hühnerrassen sind für mich keine Alternative, sie legen nicht genug Eier, und somit gehen die Kosten wieder hoch.

Es ist also so, dass der Preis, den der Kunde bereit ist zu zahlen, deine Entscheidungen maßgeblich beeinflusst?

Ja, das ist ausschlaggebend. Wenn ich hier in der ländlichen Gegend Kunden hätte, die mir für ein S-Ei sechzig Cent geben würden, könnte ich natürlich ganz anders arbeiten. Mit Zweinutzungshühnern oder alten Rassen, das würde funktionieren. Ein Bekannter von mir in München nimmt für ein konventionelles Ei fünfzig Cent, das geht hier nicht.

Ramona Wir haben es selber gemerkt, wir waren am Anfang etwas günstiger und als wir den Preis um drei Cent angehoben haben, hat man schon das Grummeln gehört. Dabei ist 3,30 Euro ja nicht viel für zehn Eier!

Andreas Es gibt hier halt noch viele Leute, die selber Hühner haben und drei Euro fürs Päckchen nehmen. Da wird gleich gefragt, warum wir ein bisschen teurer sind. Aber ich musste ja in den Stall investieren, andere kaufen sich für die Summe ein Auto. Der amortisiert sich auf acht Jahre, der neue, den ich anschaffen will, wahrscheinlich auf zehn. Der ist noch mal teurer, automatisierter und schöner.

Wie lange kann man diese mobilen Hühnerställe denn nutzen?

Das kommt auf die Pflege an! Ich bin da immer sehr hinterher. Nach dem Ausstallen wird alles tip top sauber gemacht, die Unterzüge gestrichen, alles nachgeschaut, rostige Stellen bearbeitet. Es dauert insgesamt ungefähr eine Woche: Das Ausstallen, Reinigen, Waschen und Einweichen, von außen und innen. Das Nachstreichen, Umbauen, Desinfizieren und Trocknen.

Was passiert nach dem Ausstallen mit den Hühnern?

Ich mag die Hühner halten, solange es geht und nicht schon mit zwölf Monaten ausstallen. Sie sind dann schon noch fit. Wir halten die Hühner siebzehn bis achtzehn Monate, dann nimmt die Legeleistung so weit ab, dass sich die Haltung nicht mehr lohnt. Sie werden geschlachtet, ein paar gehen lebend an Hobby-Hühnerhalter. Leider werden die Suppenhühner nicht wirklich nachgefragt. Wir haben ein paar ältere Stammkunden, die sich gerne mal ein Suppenhuhn holen. Aber hier kommen keine 20-, 30-Jährigen vorbei, die sich ein Suppenhuhn kaufen. Es ist schade, es sind klasse Hennen, die haben ein bisschen Fett dran, weil sie ja auch draußen sind und laufen können, das Fleisch schmeckt prima. So eine Hühnersuppe zu kochen macht halt Arbeit.

Ramona Es ist total schade, dass das Suppenhuhn nicht wertgeschätzt wird. Wir würden sie gerne wiederverarbeiten lassen und dann als fertiges Produkt vermarkten.

Ihr habt hier am Hof eine kleine Verkaufsstelle, wo verkauft ihr eure Produkte noch?

An anderen Selbstbedienungsschränken, einem Rewe, in einer Bäckerei, einer Metzgerei und einem Hofladen in Wernswig. Dort werden nur regionale Lebensmittel verkauft, das wird von den Kunden sehr gut angenommen. Sie haben ein riesiges Sortiment, von mir verkaufen sie die Eier, Nudeln und Eierlikör. Die schreien nach Bärlauchnudeln, mein Nudelmacher kommt überhaupt nicht hinterher, das hätte ich nie gedacht. Zur Anfangszeit ging auch der Eierlikör richtig gut. In der Woche verkaufen sie dort 300-500 Eier.

Die meisten Standorte würden auch die Bruderhahn Produkte nehmen. Die Eier kosten überall das Gleiche. Neuerdings verkaufen wir auch noch online, bei Regiocart.

Hast du das Gefühl, dass die Verbraucher sich mit den Bruderhahn Produkten sozusagen ein gutes Gewissen kaufen?

Ja, das ist so. Natürlich wird das Küken trotzdem getötet, nur eben ein paar Wochen später. Der Haltungsstandard ist sehr hoch, mit Auslauf und allem. Aber sie werden nicht mobil aufgezogen, das würde den Preis ins Utopische hochtreiben. Es ist für’s gute Gewissen. Es schmeckt aber an sich sehr gut, die Wiener sind richtig lecker. Ich habe es nicht erwartet, aber die Produkte haben mich begeistert.

Du kaufst die Legehennen bei einem Aufzüchter. Wie geht es dann weiter?

Ich bekomme die jungen Hennen mit achtzehn oder neunzehn Wochen und sie sollen erst ab der einundzwanzigsten Woche langsam anfangen zu legen. Die Henne richtet sich nicht nach der Temperatur, sondern nach dem Tageslicht. Eigentlich fangen die Hühner an, im Frühjahr zu legen. Es sind ja ursprünglich Waldbewohner. Sie werden im Stall mit künstlichem Licht aufgezogen. Bei mir wird das Licht dann weiter gestellt und wir wiegen die Hühner ein bis zwei Mal die Woche bis ich merke, dass sie langsam schwerer werden. Je länger man die Henne zieht, desto länger wird ihre Lebensleistung. Ich blockiere also das Eierlegen. Wenn sie sofort von zehn auf sechzehn Stunden Licht kämen, würden sie anfangen zu legen. Dann sind sie aber viel zu leicht und zu jung. Deshalb fahren wir sie ganz langsam hoch, sie nehmen an Kondition zu, bauen ihr Knochengerüst auf, gewöhnen sich an den Stall. Wenn sie dann über fünfzig Prozent Legeleistung haben, dürfen sie raus. Deswegen will ich eigentlich nur von Ende Oktober bis Anfang April einstallen, weil ich das Hühnermobil nicht so dunkel bekomme wie einen Feststall.

Als wir das erste Mal eingestallt haben war es November, das ging gut. Die zweite Gruppe haben wir im Mai eingestallt, das war viel zu spät! Es war so warm, wir mussten natürlich die Fenster aufmachen und es kommt viel zu viel Licht rein. Die aktuelle Gruppe konnten wir perfekt fahren. Die Hühner sind absolut ruhig, es gibt kein Federpicken, kein Kloakepicken, sie haben eine top Legeleistung. Also so macht das Spaß!

Wo hast du gelernt, wie man die Hennen in einem mobilen Stall hält?

Ich habe viele Lehrgänge gemacht, gelesen und auch ausprobiert. Mit Bekannten und anderen Hühnermobil-Besitzern gesprochen. Von der Lehre her war ich eher für Schweine prädestiniert. Im ersten Lehrjahr 450 Sauen, im zweiten Lehrjahr 70 Kühe und Biogas, das dritte Jahr 170 Sauen mit Mast im geschlossenen System, im Übergangsjahr 200 Zuchtsauen. Also Schweine sind toll! Ich würde auch gerne was mit Schweinen machen.

Dein langfristiges Ziel ist es, deinen Hof im Vollerwerb führen zu können. Wäre die Schweinemast ein Baustein?

Wir wollen vielleicht einen Hof kaufen, mit einem alten Schweinestall. Der soll neu gemacht werden, mit sechs Buchten und Stroh. Wir waren in Österreich und haben uns da die Außenklimastrohställe angeschaut, so schön! So fünfzig Zuchtsauen, alles auf Stroh, draußen, das wäre meins! Aber das ist eine unheimlich hohe Investition, da ist nicht so leicht Geld mit zu verdienen.

In Österreich gibt es die Strohschwein-Initiative schon länger, hier ist es jetzt langsam am kommen in einigen Supermärkten. Wir würden hundert Schweine in die Buchten stellen können. Erst mal ist mein Plan, ein zweites und vielleicht drittes Hühnermobil anzuschaffen, dann die Bruderhahn Aufzucht und danach der Schweinestall.

Ramona, würdest du dann ganz auf dem Betrieb mitarbeiten wollen? Mit einem Landwirt verheiratet zu sein bedeutet ja auch, nach der Arbeit weiterzuarbeiten.

Ja, das gehört dazu. Für mich ist es auch ein Hobby, was Spaß macht, gerade mit den Tieren. Ich würde schon helfen, aber zusätzlich arbeiten gehen. Das ist vom Finanziellen her besser, da hat man eine Sicherheit.

Andreas Ich gehe auch jeden Sonntag ins Hühnermobil und für mich ist das keine Arbeit, das ist doch schön! Du kannst dich mal kurz hinsetzten, den Hühnern zuschauen und den Schafen, die dazwischen rumlaufen, manchmal ist ein Lämmchen dabei. Ich will heute noch für die Kartoffeln grubbern. Schlepperfahren ist doch keine Arbeit!

Ramona Das ist das schöne. Wir sind draußen in der Natur, bei den Tieren, man sieht sie großwerden. Es ist ein Stück Lebensqualität.

Andreas Gerade jetzt, wo alles anfängt zu blühen, schön grün wird. Gestern haben wir Steine gelesen und waren draußen.

Ramona Er macht die Arbeit schneller, aber ich setzte mich auch einfach des Öfteren mal hin, streichle die Tiere und genieße.

Andreas Das mache ich am Sonntag. Unter der Woche haben wir natürlich ein straffes Programm, da muss man fertig werden. Wenn die Junghennen eingestallt werden, setzten wir uns mal eine halbe Stunde in den Wagen und unterhalten uns, damit sie unsere Stimmen kennenlernen. Man kann sie anfassen, sie sind entspannt und nicht gestresst. Man muss sich mit ihnen beschäftigen.

Wir haben ein vollautomatisiertes Mobil und können so mehr Zeit mit den Tieren verbringen. Das Eierband, das Kotband und die Futterkette sind elektrisch, die Nester gehen automatisch hoch, ich habe relativ wenig Arbeit mit dem Stall. Wir müssen das Futter nicht mit einem Eimer reintragen, wir brauchen die Eier nicht aus den Spänen raus sammeln und müssen nicht per Hand misten. Das ist wie ein Feststall auf Rädern.

Habt ihr die Hähne dabei, damit sich die Hennen besser fühlen?

Manche Hühnerhalter haben keine Hähne dabei, da übernehmen die stärksten Hennen die Rolle des Hahns. Ich finde, die Hähne gehören dazu. Die Herden sind ruhiger, wenn wir sie dabei haben. Sie schützen die Hennen auch vor Fuchs und Habicht. Wir hatten es schon mal, dass ein Hahn tot da lag und den Kampf verloren hatte, somit hat er die Hennen eigentlich perfekt beschützt. Und man sieht auch, dass die Hähne auf der kompletten Wiese und im Hühnermobil verteilt sind. Wenn irgendetwas ist, rufen sie ganz leise und alle Hennen sind - zack - unterm Mobil.

Gibt es viele Probleme mit Füchsen oder anderen Räubern?

Einen Fuchs hatten wir zum Glück noch nicht drin. Sie kommen in einen Blutrausch und machen alles platt, was sie bekommen können. Ich gebe mir unheimlich Mühe beim Zaunstecken, gehe ihn jeden Tag ab, achte darauf, dass die Batterie immer voll ist. Das ist mir ganz wichtig!

Am Anfang hat der Habicht fast täglich ein Huhn geholt, dann findet man auch mal eines, bei dem man das Herz schlagen sieht und man muss es erlösen. Es sind zwar Nutztiere, aber es sind meine Nutztiere und sie haben ja irgendwo auch eine Lebensleistung. Die Hühner sollen schon ihr Alter erreichen. Es ist zwar Natur, aber schön anzusehen ist es nicht.

Dieses Jahr haben wir erst ein einziges Huhn an den Habicht verloren, dank den Kamerunschafen, die mit auf der Weide stehen. Zusätzlich füttern wir uns die Krähen an, die verteidigen ihr Futterrevier. Milane sind auch hilfreich, die holen sich mal eine Maus und halten die Habichte fern.

Vor zwei Jahren war der Wolf hier im Nachbarort. Sie mussten einige Schafe erlösen, die da halb angefressen auf der Weide lagen. Das finde ich nicht gerade cool. Da habe ich auch ein bisschen Angst vor. Mehrere Leute haben ihn hier durchs Dorf laufen sehen in der Dämmerung, der hat sich nicht stören lassen. Zum Glück ist er nur durchgezogen.

Die Leute sollten sehen, dass Natur nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist. Der Wolf ist ja nicht umsonst ausgestorben, Deutschland ist so dicht besiedelt. Natürlich gehört er hier her, wie der Fuchs und der Habicht auch. Wir sollen unsere Tiere schützen, klar, aber gegen einen Wolf kannst du nicht einzäunen, der springt mühelos über einen eineinhalb Meter hohen Zaun. Man sollte handeln können, wenn es zu einem Angriff kommen sollte, so wie es in anderen Ländern auch gehandhabt wird.

Wirtschaftlichen Nutzen von den Schafen habt ihr nicht?

Wenn man das hochrechnet, verdienen die Schafe richtig Geld. Wenn man in eineinhalb Jahren durch den Habicht fünfzig bis hundert Hühner verliert, den Verlust der Eier dazugerechnet. Die kosten ja nur ein paar Heuballen und Hafer, sonst machen sie keine Arbeit. Und sie sind schön anzuschauen, die Kinder freuen sich immer.

Man kann wahrscheinlich auch keine Hühner nachkaufen und nachträglich in die Gruppe geben?

Genau, die wären innerhalb eines Tages tot. Hühner sind auch aggressiv. Wenn man ein schwaches Huhn hat und es nicht schützt, stürzen sich die anderen drauf und machen es kaputt. Manchmal sieht man bepickte Hühner, wenn die Herde nervös ist. Das ist in der jetzigen Gruppe bis jetzt nicht passiert, da läuft es richtig super.

Ramona In der ersten Gruppe waren mal zwei krank, die haben wir auf den Hof geholt und gepflegt. Die liefen dann hier rum, wir hätten sie nicht wieder zurück setzten können. Der Mader hat sie sich leider geholt, obwohl wir alles abgedichtet hatten. Das war echt traurig, deshalb machen wir das nicht mehr. Im Mobil gibt es einen abgetrennten Teil, wo man kranke Hühner unterbringen kann.

Habt ihr seit Corona mehr verkaufen können?

Ja! Das sah man ganz eindeutig im Rewe Markt. Da gingen immer so vierzehn bis einundzwanzig Päckchen je nach Jahreszeit die Woche. Auf einmal ging das am Tag weg. Im ersten Lockdown war das Klopapier alle, die Hefe und die Eier. Das hat sich wieder normalisiert, aber man merkt, dass das Umdenken schon ein bisschen angefangen hat, die Leute kaufen mehr regionale Produkte. An den Automaten kann man rund um die Uhr einkaufen, ohne jemanden treffen zu müssen.

Du kannst aber nicht von heute auf morgen mehr Eier produzieren. Wie hast du dann auf die steigende Nachfrage reagiert? Oder hast du vorher so viele übrig gehabt?

Wir kaufen zum Teil bei anderen Mobilstallbetrieben zu, wenn wir ausstallen und keine Eier haben zum Beispiel. Ich selber verkaufe auch mal an andere Mobilstallbesitzter. Es gibt ein großes Netzwerk über die BVMG Gruppe. Wir verstehen uns alle gut und unterstützen uns. Sobald wir zugekaufte Eier verkaufen, machen wir das öffentlich.

Helft ihr euch auch gegenseitig, wenn ihr mal ein paar Tage frei machen möchtet?

Nein, wenn wir mal in den Urlaub fahren wollen, helfen die Schwiegereltern. Das ist aber nicht so einfach für mich. Ich bin jeden Tag im Mobil. Wenn ich zur Tür reinkomme, merke ich sofort, ob irgendetwas nicht stimmt, ich habe so mein System. Man sagt bei Legehennen: „Wenn der Betriebsleiter im Urlaub ist, gibt’s nach einer Woche Probleme“. Wir hatten das zum Glück noch nicht. Ich kenne die Problemchen am Stall und weiß genau, auf was ich achten muss. Wenn wir im Urlaub sind, wird abends eine halbe Stunde telefoniert und der Schwiegervater ausgequetscht. Nach fünf Tagen denke ich schon, es könnte jetzt mal rum sein.

Ramona Mein Vater hat Erfahrung mit Hühnern, da ist Vertrauen da. Und sie unterstützen uns sehr. Tagesausflüge sind trotzdem eher drin als eine ganze Woche Urlaub.

Andreas Für mich ist der Frühling jetzt schon Urlaub. Wenn in der Natur alles blüht, es ist alles weiß, das ist die beste Jahreszeit. Und die Hühner. In ein bis zwei Wochen steht der Raps in Vollblüte, das ist einfach schön!

Ihr verkauft neben den Eiern auch Eierlikör und Nudeln. Stellt ihr die Produkte selber her?

Den Eierlikör und die Nudeln lassen wir von unseren eigenen Eiern machen. Nur in Ausnahmefällen nehme ich mal von Bekannten aus mobilen Ställen welche dazu. Der Eierlikör wird von jemandem gemacht, der 135 Kilometer weit weg ist, das ist schon ein bisschen zu weit, aber der macht das ganz super. Die Nudeln werden fünfzig Kilometer weit weg produziert. Die Nudeln werden direkt aus unseren Eiern gemacht. Selber machen können wir das nicht, die Nudelmaschine kostet knapp 15.000 Euro, dann braucht man einen Trockenraum, die ganzen Sachen müssen EU zugelassen sein. Das ist ein riesiger Aufwand. Wir wollen auch mal eine Küche einrichten, die muss auch abgenommen werden, damit wir zum Beispiel Marmeladen und Fruchtaufstriche produzieren und unsere Zucchini verarbeiten und verkaufen können. Es gibt nichts besseres, als süß-sauer eingekochte Zucchini!

War es denn sehr aufwändig, die Packstelle einzurichten?

Ich habe mir mehr Mühe gemacht, als eigentlich nötig war. Es musste alles verputzt werden, man braucht warmes Wasser, es muss hygienisch sauber zu machen sein. Deshalb habe ich alles gefliest und mit Latexfarbe gestrichen.

Ramona Wir haben viele Handwerker in meiner Familie, die uns unterstützen und helfen.

Andreas Und ich mache gerne alles selber. Sie zeigen mir, wie es geht und ich mache es dann. Die Fliesen hier habe ich auch selber verlegt, vierundsechzig Quadratmeter. Hat zwar gedauert, hat auch weh getan, aber es geht. Dann war die Vor-Abnahme vom Veterinäramt, vom RP-Kassel, und dann die EU-Zulassung, da sind sie alle noch einmal hier gewesen. Wenn ich dann zwei Mobile habe, muss ich die Eier voneinander trennen können. Dann gibt es verschiedenfarbige Verpackungen, einen anderen Stempel und auf den Lieferschein kommt das auch drauf.

Würdest du auch mit zwei Mobilen weiterhin arbeiten gehen?

Ja, das müsste ich. Die Sozialversicherung ist einfach zu teuer. Wir wollen aber gerne weiter ausbauen und auch das Gemüse erweitern. Mit mehr Hühnern, den Brüderhähnen und den Schweinen will ich dann irgendwann Vollzeit hier arbeiten können.

Bräuchtest du dann mehr Land?

Das wäre schon ganz schön. Aber ich sehe es nicht ein, dafür so viel Pacht zu zahlen. Wenn ich mal an Land kommen sollte und es vom Preis passt, nehme ich es auf jeden Fall. Aber mich dafür zu verschulden, das sehe ich nicht ein. Es ist sehr hart umkämpft, manche große Betriebe können einfach mehr zahlen.

Ich mache viel für’s Dorf und verstehe mich mit allen gut, das ist hilfreich. Wegen Corona konnten die Weihnachtsbäume nicht eingesammelt werden, da habe ich dann einen Anhänger hingestellt und die Bäume weggefahren. Die Spenden gingen komplett an die Feuerwehr, das ist super angenommen worden. Schnee habe ich geschoben, es ging nichts mehr hier, da habe ich den Schlepper angeschmissen.

Tragt ihr mit dem Hühnermobil und den Schafen dazu bei, das Image der Landwirtschaft aufzubessern?

Wir haben hier im Ort so eine Art Jugendherberge, da sind schon immer mal Kinder hier. Irgendwann standen mal fünf, sechs Kinder auf dem Hof und fragten, ob sie die Hühner anschauen könnten. Am nächsten Morgen hatte ich dreißig Leute da stehen.

Die einen Familien waren in die USA ausgewandert, einige aus Köln und Berlin, die haben sich hier auf dem Land getroffen. Da habe ich mir einfach Zeit genommen und ihnen das mal erklärt.

Glaubst du, dass es nötig ist, den Blick auf die Landwirtschaft zu verändern?

Das ist sehr nötig! Deshalb machen wir auch beim „Bauernhof als Klassenzimmer“ mit, aber durch Corona ist es leider noch nicht zu einem Besuch einer Kindergruppe gekommen. Ich bin offiziell der letzte Landwirt hier im Ort, aber es gibt noch Alpakas und Lamas und mit unseren Tieren eine ganze Menge, was die Kinder anschauen können. Hauptsache sie wissen, dass die Kuh nicht lila ist, dass die Eier nicht aus der Verpackung kommen und die Kartoffeln in der Erde wachsen und nicht am Baum. Es sind jetzt zwei Generationen, die nicht mehr mit der bäuerlichen Landwirtschaft in der Familie aufgewachsen sind. Wir möchten den Menschen die Landwirtschaft näher bringen.

Befürchtet ihr Gegenwind aus dem Dorf, wenn ihr einen Schweinestall bauen wollt?

Es ist schon so, dass sich manche beschweren. Im Nachbarort hat jetzt jemand aus einem Rinderstall einen Schweinestall gemacht, da hatten die Leute Angst wegen des Geruchs.

Ich fahre ja täglich mit dem Schlepper den Grasweg zum Hühnermobil und wenn es regnet, ist der natürlich matschig, aber ich stelle den dann schon wieder her. Da gibt es Leute, die mit dem Hund langlaufen wollen und motzen. Ich rede mit ihnen, es gibt ja noch andere Wege, die sie gehen können. Wenn ich Kalk fahre und der Wind ungünstig kommt fragen die Leute auch, ob ich das nicht wann anders machen könnte. Aber dann erklärt man es und sie hören zu, es ist eigentlich ganz entspannt hier. Über die Hundeleute rege ich mich ja auch schon mal auf, wenn die Haufen auf unserer Wiese liegen, das muss nicht sein. Im Winter sind die Kinder über den Raps Schlitten gefahren und auch in den Zaun vom Hühnermobil, da rege ich mich schon auf. Aber wir haben eine Ortsgruppe, da schreibe ich rein und wir klären das. Auf der anderen Seite schreiben mir auch die Leute, wenn sie einen Fuchs am Hühnermobil sehen und warnen mich. Oder wenn ein Schaf abhaut. Einer der Böcke merkt es, wenn wenig Strom auf dem Zaun ist und haut gerne ab.

Das Hühnermobil ist dein Weg, der hier funktioniert. Aber der Eierverbrauch in Deutschland ist ja so hoch, dass er nie von Legehennen in mobiler Haltung gedeckt werden könnte. Ich denke da vor allem an die ganzen Eier, die in Fertigprodukten stecken.

Die Eier in den Fertigprodukten sind ja meist aus den großen Ställen mit zwölf-, fünfzehnen-, achtzehn- oder zwanzigtausend Legehennen in Freiland- oder Bodenhaltung. Ich bin da auch kein Gegner von. Der Betrieb, in dem ich mein zweites Lehrjahr gemacht habe, hat jetzt für zwölftausend Legehennen gebaut, da würde ich auch sofort drin arbeiten. Die arbeiten nach Naturland Richtlinien, die Legehennen haben theoretisch genau so viel Platz wie hier, nur im Stall. Es ist halt groß, der Legehenne ist das aber egal, ob sie nun zehn Nachbarn hat oder 11.999. Natürlich sind die Wege in einem großen Stall weiter, meine Legehennen sind ja relativ schnell vom Stall draußen. Wenn die Henne jetzt mitten im Stall ist, dann muss sie natürlich schon Mal laufen. Aber sie hat genau denselben Platz. Also, ich will nicht sagen, dass das eine nur gut ist und das andere nur schlecht.

In so einem Feststall gibt es wesentlich mehr Möglichkeiten, was für die Legehenne zu tun, was ich jetzt hier im mobilen nicht habe. Da ist zum Beispiel zu wenig Platz für einen Kaltscharrraum. Im festen Stall ist es nicht so beengt, so dass man den Hennen noch ein größeres Angebot bieten kann. Die Henne hat immer, rein rechnerisch, denselben Platz.

Es ist genauso, wie bei einem Mastschwein. Man sieht immer nur die Bilder von den Grünen: 0,75 Quadratmeter und ein Schwein. Es ist theoretisch so, wenn man eine Bucht mit zwanzig Schweinen annimmt, hat sie fünfzehn Quadratmeter zur Verfügung. Das ist ja schonmal groß und die Schweine stehen nicht so dichtgedrängt, wie es aussieht. Je größer die Gruppe, desto mehr Angebote kann man den Tieren machen. Mit Ruhezonen zum Beispiel. In einer Großbucht kann man dem Schwein mehr bieten, obwohl es je Schwein die gleiche Anzahl Quadratmeter hat wie in einer kleinen Gruppe.

Findest du, dass über den Begriff „Massentierhaltung“ viel differenziert gesprochen werden muss?

Ich finde ihn Schwachsinn, den Begriff! Was heißt denn Massentierhaltung? Eigentlich sind dreihundertfünfzig Hühner ja schon eine Masse. Aber du siehst, sie haben Platz, frisches Grün, Abwechslung. Den Hühnern geht's gut! Und ich sag mal, wenn dann jemand schreibt, dass Haltung in großen Ställen automatisch Tierquälerei sei, das stimmt ja nicht.

Zehn Schweinen kann es schlechter gehen als tausend. Zwei Hühnern kann es schlechter gehen als zwölftausend. Je nachdem, wie der Betriebsleiter drauf ist. Natürlich gibt es schwarze Schafe, aber die gibt es überall: Die, die sich die Kippen voll machen. Bei den Handwerkern, den Bankern, in jeder Branche, der Dieselskandal und so weiter. Das färbt dann halt auf alle ab.

Ein gequältes Tier bringt zudem keine Leistung: keine Milch, kein Ei, kein Fleisch. Und der Landwirt will ja die Leistung. Je schneller ein Schwein zunimmt, desto eher kann er es verkaufen, desto weniger Kosten kommen drauf, genauso ist es bei der Henne. Die Henne soll ja alle vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Stunden ein Ei legen. Wenn ich hier nur fünfzig Prozent Legeleistung habe, dann lohnt es sich nicht. Also sorge ich und auch die anderen Landwirte dafür, dass es den Tieren gut geht. In Deutschland wird kein Tier bewusst gequält.

Wenn du nachts ein Foto von den Hühnern machen würdest, sieht es aus, als säßen tausende auf einem Quadratmeter. Da hatte ich auch am Anfang Angst. Ich bin die erste Nacht reingekommen und die Hühner saßen alle dicht gedrängt, während hinten zwei Meter Voliere frei waren. Ich habe die Hühner immer und immer wieder umgesetzt. Die sitzen nachts Wort wörtlich wie die Hühner auf der Stange, dicht an dicht. Das ist hier so, das ist in einem zwölftausender Stall so. Wenn du nachts im Schweinestall bist, ist es genauso. Natürlich liegen die Schweine alle auf einem Haufen. Wenn du da im Grauen ein Bild von machst denkt der Verbraucher: „Ach du Scheiße!“ Da ist die Berichterstattung schon ein bisschen einseitig.

Sollen wir alle nur noch zehn Schweine, zwei Kühe und zehn Hühner halten, so, wie es früher war? Mein Opa kam aus dem Ersten Weltkrieg, hat den Betrieb aufgebaut. Natürlich war alles zerstört und jeder Krümel Mist war Gold wert, weil er zum Wachsen anregt. Es gab Hunger und die Leute waren froh, dass die Landwirtschaft wuchs und die Verpflegung sicher war. Da hat man drauf hingearbeitet, jetzt ist es für viele selbstverständlich, dass alles zur Verfügung steht.

Dabei können wir in Deutschland nicht alles produzieren, jetzt war schon ApfelüberschreitungstagBeim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finden Sie hier die Versorgungsbilanzen. (Abgerufen im Mai 2021.), Ende April. Schon im Februar ist anderes Obst überschritten. Natürlich exportieren wir auch, wir können Fleisch und wir können Milch. Bei Legehennen sind wir bei ungefähr siebzig Prozent Selbstversorgung, die restlichen Eier kommen aus dem Ausland. Wir müssen importieren, also müssen wir auch exportieren.

Führt ihr manchmal über diese Themen Gespräche mit Bekannten oder Freunden?

Ja, ab und zu führen wir auch im Freundeskreis Gespräche über den Beruf Landwirt und alles, was damit zusammenhängt. Wir haben im Freundeskreis Veganer, jeder hat seine eigene Meinung und da ist es manchmal schwierig, sich über das Thema „Landwirtschaft“ zu unterhalten. Da kommen dann auch schonmal Diskussionen auf. Zum Beispiel über den Ausstoß klimaschädlicher Gase, Tierquälerei, den Sinn der Nutztierhaltung und so weiter. Uns stellt sich dann die Frage, ob es wirklich klimafreundlich ist, Quinoa-Samen oder Avocados aus weit entfernten Ländern hier her schiffen zu lassen. Ob ein Stück Fleisch vom Metzger aus der Region wirklich die Umwelt mehr belastet, als Fleischimitate? Viele sind ja der Ansicht, sie würden durch den Fleischverzicht klimaneutraler leben. Aber es kommt doch auch darauf an, wovon man sich sonst ernährt und wie man lebt!

Viele unserer Bekannten und Freunde stehen hinter uns und unserer Landwirtschaft, auch in Bezug auf die Tierhaltung. Die Hühner haben ein schönes Leben, mit frischem Gras und freiem Auslauf, was sie genießen. Wir tauschen uns gerne über Neues aus und somit können wir uns immer weiterentwickeln und nehmen auch gerne Anregungen und Ideen entgegen.

Ich halte meinen Stall offen und zeige und erkläre gerne. Das Angebot besteht für jedermann, wer kommen möchte, kann sich gerne bei mir melden und sich unsere Tiere angucken!